Seite wählen
Nach dem engen Bett mit den idyllischen Bergen wird die Donau breit und die Landschaft öffnet sich. Für die Fahrradfahrer ist spätestens ab hier perfekt gesorgt. Die Fahrradwege an der Donau sind breit, vollkommen eben und wir gleiten fröhlich dahin. Manchmal verlassen wir für einige Kilometer den Fluss, um einiges später wieder zu ihm zu stoßen. Und wie wir im Abendlicht so über die Felder radeln, spricht uns jemand an, etwas zurückhaltend auf englisch und mit starkem französischen Akzent. Es ist Tom, den wir in Vilshofen getroffen hatten, und er ist anscheinend in einem ähnlichen Tempo und Rhythmus unterwegs wie wir.

Weite und perfekte Bedingungen für Radfahrer

Wir treffen Tom wieder

Wieder einmal kommt uns dann zur rechten Zeit ein Einheimischer zur Hilfe. Wir überqueren, brav den Schildern folgend, ein Stauwehr und am anderen Ufer spricht uns ein Mann namens Sepp in breitem Dialekt an: „Wenns do weidafoats, seits die ganze Zeit auf stoak befoarene Strossn unterwegs.“ Wir folgen seinem Rat und auch ihm, weil er uns anbietet vorauszufahren und uns den Weg durch die vielen Umleitungen zu weisen. Wir fahren ein wenig auf und ab, kommen an dem traurig durch die Nazivergangenheit berühmten Mauthausen vorbei und kehren in einer Wirtschaft am Wegesrand ein. Sepp lädt uns erst auf ein Bier, dann auch zum Essen ein. Wir sitzen unter einer überwachsenen Pergola, essen leckere Bratensulz und trinken frisches Bier. Schön.

Mit Sepp nach dem Mittagessen

Der Weg nach Wien führt über kleine mittelalterliche Städtchen und langsam merken wir, dass wir uns der Wachau nähern. Die Gasthöfe schreiben Heurige und Buschenschänke aus und an den Hängen sieht man die Weinstöcke mit ersten zarten Trieben. Zwei weitere sehr nette Begegnungen warten hier auf uns: Katharina aus der Schweiz ist mit ihrem etwas in die Jahre gekommenen VW-Bus auf dem Weg in über den Balkan nach Griechenland. Ihr Ziel ist Delphi, wo sie sich – wie sie meint mit über 70 etwas spät – selbst erkennen möchte. Wir haben sofort einen guten Draht und ratschen, lachen, filmen und fotografieren. Einige Kilometer weiter treffen wir Resi aus Rosenheim, die ganz und gar begeistert von uns, unseren Rädern und unserem Vorhaben ist. Sie besteht darauf, unsere Reise zu unterstützen und geht resolut in den nächsten Laden, um Geld zu wechseln. Wir tauschen Adressen aus und freuen uns, schon ein Stück weg von der Heimat so vertrauten oberbayerischen Dialekt zu hören und auf so positive und fröhliche Menschen zu stoßen.

In der Wachau

Der Weg durch die Wachau ist wie erwartet schön und wir besuchen mit Jamek und der Sandgrube 13 zwei berühmte Weingüter. Es ist spannend, die Weine dort zu probieren, wo sie herkommen. Die Kilometerleistung erhöht es freilich nicht.

In den Abendstunden erreichen wir Klosterneuburg kurz vor Wien und bauen unser Zelt auf dem dortigen Campingplatz auf. Es ist mittlerweile stockfinster und auf der Wiese für die Zelte baut nur noch ein weiterer Gast sein Zelt auf. Wir gehen in den luxuriösen Baderäumen duschen und begrüßen etwas beiläufig einen Mann, der im Vorraum in ein Buch vertieft ist. Erst als mich Daria mit Christoph ruft, blickt er auf und die Überraschung ist groß, dass wir wieder auf Tom treffen! Er war es auch, der sein Zelt neben uns im Dunkeln aufgebaut hat. Wir quatschen und kommen irgendwann auf die Begegnungen am Weg. Er hat einer Frau hier von uns erzählt und sie hat uns anscheinend auch getroffen. Wir staunen nicht schlecht, als wir herausbekommen, dass auch Katharina hier auf dem Campingplatz ist und entscheiden spontan, den nächsten Tag gemeinsam hier zu verbringen. Wir frühstücken mit Prosecco, tagsüber geht jeder seiner Wege und abends kocht Katharina für alle Risotto mit getrockneten Karotten und wir trinken den edlen Wein von der Sandgrube 13.

Mit Katharina und Tom beim Frühstück

Der Abend klingt aus mit Ukulele, Mundharmonika und Wein und am nächsten Tag brechen wir auf in Richtung Bratislava.

Abend mit Tom und Katharina

Abschied von Tom und Katharina