Ich habe mich in der Vorbereitung auf die Reise oft in die fernen Länder geträumt, von deren Menschen es heißt, Sie nähmen Fremde mit einer Herzlichkeit auf, die uns fremd ist. Der Iran ist ein solches Beispiel, aber auch in den zentralasiatischen Ländern soll es sehr offene Menschen und eine Großzügigkeit geben, die im krassen Gegensatz zur Armut vieler Regionen steht. Keinen Augenblick habe ich jedoch damit gerechnet, dass wir solche Gastfreundschaft bereits hinter den Toren Münchens erfahren könnten.
Noch voll von den Eindrücken der Abreise, des Verabschiedens und der ersten Kilometer der großen Tour, beginnen wir mit der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz mit einer ebenen Grasfläche für unser Zelt und nicht so leicht einsehbar. Das Wetter trübt langsam ein und irgendwie will uns aber kein rechtes Fleckchen Erde begegnen. Wir wechseln also kurz hinter Freising die Isarseite und lassen unsere Blicke über die angrenzenden Felder und Wiesen schweifen: Hier könnte schon etwas gehen.
Wie wir noch überlegen, kommt ein junger, barfüßiger, freundlicher Mann namens Simon an uns vorbei und fragt, ob wir einen Schlafplatz suchen. Er bietet uns kurzerhand an, bei sich im Garten zu übernachten, es sei nicht weit. Und so sind wir nach einer knappen halben Stunde im wilden Garten eines kleinen alten Hauses einquartiert und freuen uns, Zugang zu Bad und frischem Wasser zu haben. Simon hat eine Mitbewohnerin, die bereits mal 2 Jahre auf Fahrradweltreise war und wir spielen abends noch kurz mit der kleinen Tochter, die eine Zeitlang ein wilder Drache und dann wieder ein Papagei ist. Was ein schöner Auftakt.
Am nächsten Morgen treffen wir in Freising an der Isarbrücke meinen Bruder, der ein fantastisches gemeinsames Frühstück organisiert hat. Bayern wird von uns an der Isar mit Bier und Weißwürsten gebührend verabschiedet, obwohl es ja noch einige Kilometer sind.
Weißwurstfrühstück in Freising
Zwei Tage später wird es unglaublich. Wir fragen nach dem Weg und kommen – wie so oft – über unsere Tour, die Räder und unsere Idee der Reise in´s Ratschen. Nachdem uns die Frau den Weg genannt hat, fragt sie uns: „Wo übernachtet Ihr eigentlich?“
„Wo sich eben ein guter Platz ergibt.“
„Ja dann könnt Ihr auch gerne bei uns übernachten. Die Kinder sind aus dem Haus und wir haben Platz.“
Wir zögern kurz ob des allzu großzügigen Angebots, schlagen dann aber gern ein. Und so radeln wir ein Stück gemeinsam bis zum Haus von Inge und Robert, wo wir gemeinsam zu Abend essen, die Nacht verbringen und nach einem leckeren Früstück frisch gestärkt wieder aufbrechen.